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Broschüre „Älter werden in Monheim“ passt nicht zum gewünschten Image der Stadt Monheim am Rhein

Der Bürgermeister will die Broschüre nicht neu auflegen

Am 19. Januar 2023 wurde im Ausschuss für Inklusion, Ordnung und Soziales heftig über einen Antrag der CDU-Fraktion zur Neuauflage der Broschüre „Älter werden in Monheim“ diskutiert. Diese Broschüre soll in gedruckter Form Informationen zu Angeboten für Seniorinnen und Senioren in Monheim zusammenfassen. Eine solche Broschüre gab es in der Vergangenheit in Monheim und es gibt sie auch in anderen Kommunen, zum Beispiel in Langenfeld. Weiterhin gibt es von der Stadt Monheim herausgegebenes gedrucktes Informationsmaterial, das an junge Eltern in Monheim ausgegeben wird. Auch sonstige gedruckte Publikationen wie das Programm der Kulturwerke oder der Volkshochschule werden breit verteilt.

Von der Mehrheitsfraktion Peto und vom Bürgermeister wurde darauf verwiesen, dass es doch alle Informationen für Senioren auf der städtischen Homepage im Internet zu finden gäbe (Sozialwegweiser). Die CDU Fraktion konterte, dass ausgerechnet älteren Menschen, die im Durchschnitt die geringste Affinität zu digitalen Medien und zum Internet haben im Vergleich zu jungen Eltern oder Kulturinteressierten, eine zusammenfassende gedruckte Broschüre vorenthalten wird. Die Seniorinnen und Senioren könnten auch ins Rathaus kommen und sich aus einer Vielzahl von Einzelbroschüren das heraussuchen, was für sie passt – so die Argumentation der Verwaltung. Hierauf verwiesen die Oppositionsfraktionen auf die Unübersichtlichkeit der vielen Einzelpublikationen und eine möglicherweise eingeschränkte Mobilität der Seniorinnen und Senioren.

Als ultimatives Argument gegen die gedruckte Broschüre für Seniorinnen und Senioren führte Monheims Bürgermeister Daniel Zimmermann an, dass eine gedruckte Broschüre für Senioren, nicht zum Image der Stadt Monheim passe. Der Bürgermeister sagte wörtlich „Wir positionieren das Stadtimage nicht als seniorenfreundlich. Unser Image ist kinder- und familienfreundlich“. (Rats TV, 19.1.2023, TOP 4, Minute 27:15). Die gesamte Diskussion findet sich im Rats TV unter Ratsinformationssystem Monheim: Bürger (TOP 4, Antrag der CDU Fraktion: Seniorenbroschüre).

Der Bürgermeister versteht die Broschüre für Senioren als reines Marketing Instrument einer Stadt. Der Gedanke, dass diese Broschüre für die Zielgruppe Senioren und ihre Angehörigen ein Mehrwert an Informationen und eine Erleichterung bei der Informationsbeschaffung darstellt, blendet er aus. Aus diesem Verständnis heraus kommt er zu dem Schluss, dass eine Broschüre, die das Thema Altern und Senioren thematisiert, schlecht wäre für das Image der Stadt Monheim als kinder- und familienfreundliche Stadt.

Es stellt sich die Frage, wieso eine einzelne Broschüre für Senioren im Lichte der vielen Aktivitäten und Angebote und Subventionierung für Kinder und Familien in Monheim, das Bild von Monheim als kinder-  und familienfreundliche Stadt überhaupt infrage stellen könnte. Ein gedruckter Müllkalender, der von der Stadt herausgegeben wird, macht Monheim auch nicht gleich zu einer müllorientierten Stadt.

Warum können nicht auch die speziellen Belange der Seniorinnen und Senioren in einer kinder- und familienfreundlichen Stadt berücksichtigt werden?Der Bürgermeister argumentiert, in Monheim werde viel für Senioren getan. Natürlich profitieren die Seniorinnen und Senioren auch von den Angeboten und Möglichkeiten der Stadt, die allen Bürgern zu Gute kommen z.B. der neuen Monheimer Mitte oder dem Kulturangebot. Aber auf die speziellen Bedürfnisse von Seniorinnen und Senioren wird in Monheim wird nicht eingegangen, hier wird sich keine Mühe gegeben.

 Im Gegenteil: Es hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass Anliegen, die speziell der Zielgruppe der Seniorinnen und Senioren zu Gute kommen, nicht berücksichtigt werden. Zum Beispiel wurde ein für Menschen mit Rollatoren und für Menschen, die schlecht gehen oder schlecht sehen können, viel zu unebene Altstadtpflaster verlegt. Andere Städte betten Streifen mit glatten Steinen in ein Natursteinpflaster ein, damit die Begehbarkeit mit Rollator leichter oder überhaupt möglich ist. Ein entsprechender Antrag der Grünen wurde von der Peto-Fraktion und dem Bürgermeister abgelehnt (Antrag 05.01. der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zum Altstadtpflaster im Ausschuss für Klimaschutz, Stadtplanung und Verkehr am 25.11.2020 unter TOP 25 Haushaltsplanberatungen Ratsinformationssystem Monheim: Bürger, Diskussion ab Minute 33:20). Auch bei der Debatte um mehr Bänke auf dem Rheindeich, die von Senioren gewünscht werden, wurde aus den Reihen der Peto-Fraktion auf Rollatoren als Sitzmöglichkeit verwiesen (Rats TV: Ratsinformationssystem Monheim: Bürger; Haupt- und Finanzausschuss 3.12.2020, TOP 32, Minute 17:00). Und bei ganz wichtigen Einrichtungen für Senioren - und deren Angehörige - wie ausreichend Tagespflegeplätze oder ein Hospiz gab es bisher keine Unterstützung durch die Stadt. Zuletzt haben die städtischen Kulturwerke sogar eine im Kulturprogramm angekündigte Karnevalssitzung gestrichen, die speziell bei älteren Menschen sehr beliebt war (Jeck im Bürgerhuus, geplant für 29.1.2023).

Insofern heißt „Stadt für alle“ eigentlich nur noch, dass alle in Monheim am Rhein leben dürfen. Nur erfährt nicht jede Gruppe die gleiche Wertschätzung von Seiten der Stadtspitze und der Peto-Fraktion mit ihrer Mehrheit im Rat. Das im Stadtrat 2020 verabschiedete strategische Ziel „Stadt für alle“ sollte ehrlicherweise umbenannt werden in „Stadt für Kinder und junge Familien“, also im Prinzip Stadt für alle, die im Alter der Peto-Ratsmitglieder und deren Familien sind.